2017 war ein gutes Jahr für mich, besonders in Deutschland, wo ich 257 Vogelarten beobachten konnte, mehr als in irgendeinem Jahr zuvor. Weitere 23 Arten konnte ich bei Reisen nach Schottland, der Schweiz, Österreich und auf Teneriffa beobachten, wobei bei keiner dieser Reise der Schwerpunkt auf Birding lag. Insgesamt gab es 16 Lifer für mich, wobei 6 davon in Deutschland, 8 auf Teneriffa und 2 auf die Schweiz entfallen.

 

Die erste Art des Jahres waren rufende Blässgänse, die durch das Feuerwerk aufgeschreckt, aufgeregt nachts über Hamburg flogen. Zwei Tage später stattete ich dem Uhu auf dem Ohlsdorfer Friedhof einen erfolgreichen Besuch ab. Zurück an meinem Studienort in Oldenburg startete ich erfolgreich in den Januar mit einer Rothalsgans zwischen tausenden Weißwangengänsen, sowie allen drei Schwanenarten.Mitte des Monats fuhr ich nach Cuxhaven, wo ich erfolgreich eine Eismöwe und einen Krähenscharbe twichen konnte. Bei einem erneuten, erfolgreichen Besuch am nächsten Tag gab es zusätzlich noch Meerstrandläufer, Knutts, Schneeammern und eine Bergente. Dann erreichte mich die Nachricht, dass bei St. Peter-Ording eine Elfenbeinmöwe wiedergefunden worden war. Gemeinsam mit ein paar Birdingfreunden entschloss ich mich spontan einen Twitch am nächsten Morgen zu wagen und nahm die Cuxhaven-Brunsbüttel-Fähre. Und tatsächlich konnten wir die Elfenbeinmöwe am nächsten Morgen mit dutzenden anderen Beobachtern bestaunen. Zusätzlich suchten wir außerdem noch eine Polarmöwe und einen überwinternden Schelladler in der Nähe auf, als Beifang gab es Raubwürger, Bartmeisen und Ohrenlerchen. Wenige Tage später war ich dann bei meiner Freundin in Münster. In den Rieselfeldern hatte ich meine erste etwas längere Beobachtung einer Rohrdommel, sah diverse Wasserrallen und am nächsten Tag in der Hohen Ward einige Fichtenkreuzschnäbel. Angestachelt von dem extrem guten Start ins Jahr, wollte ich unbedingt eine gute Jahresliste erreichen. Und so ging es dann Schlag auf Schlag weiter: Mittelspechte und Sommergoldhähnchen in Oldenburg, Haubenlerchen in Lüneburg, Waldohreulen bei Winsen, Seidenschwänze und Mandarinenten in Hamburg, Raufußbussard, Sumpfohreule, beide Birkenzeisigarten und ein weiterer Seidenschwanz in der Winsener Marsch, eine rufende Schleiereule vor dem Fenster in Oldenburg und ein Ohrentaucher im Bremer Industriegebiet. Etwas unglücklich war der Twitch eines Steppenpiepers bei Cuxhaven, den ich zwar nach langer Suche wiederfinden konnte, der aber den ganzen Tag so heimlich und stumm blieb, dass man ihn nicht wirklich als beobachtet zählen konnte.

 

Auch der Februar entpuppte sich als äußerst erfolgreich. In der Winsener Marsch beobachtete ich eine weitere Rothalsgans und nebenbei 4 Kurzschnabelgänse, 440 Tundrasaatgänse, 1150 Blässgänse und einen Raufußbussard. Spät abends rief ein Tier, dass ich erst nach langem Recherchieren bestimmen konnte, eine weitere Sumpfohreule. Die hatte ich trotz 15 Brutpaaren auf Spiekeroog noch nie bewusst rufen gehört. Wieder in Münster gab es am 10.2. eine erneute Rohrdommelbeobachtung, ungaublich nahe Wasserrallen und die erste Singdrossel des Jahres. Erneut machte ich mich auf den Weg zu twitchen, dieses Mal war ich erfolgreich mit der Ringschnabelmöwe, die ich im Vorjahr im Hitdorfer Hafen gedipt hatte. Zusätzlich beobachtete ich 2 Alexandersittiche beim Nestbau, konnte hier aber keinen der erwarteten Halsbandsittiche finden. Ich entschied mich dagegen eine gerade entdeckte, nahe Blauflügelente zu twitchen (O-Ton meiner Freunde: " Die ist 100% ein Escapee") und fuhr stattdessen nach Krefeld, wo in einem Hafenbecken eine Samtente und eine Moorente schwammen. Zwar war es nun bereits nachts, doch ich stieg auf dem Nachhauseweg noch einmal kurz in Düsseldorf aus, wo sich ein Schlafplatz mehrerer hundert Halsbandsittiche befindet. Was für ein ungewöhnlicher Anblick, über 300 schlafende Sittiche an der KÖ. Bald folgte die erste Reise des Jahres, ein Skiurlaub mit meiner Freundin in die Schweiz. Vögel beobachten war hier nur nebenbei möglich, dennoch gab es 2 Lifer, Tannenhäher und Zitronenzeisig. Weitere Highlights waren die Alpendohlen, Alpenbraunellen und die Gämsen. Ende des Monats war ich mal wieder in Hamburg und besuchte mein altes Hausgebiet, den Duvenstedter Brook, wo der Uhu an seinem altbekannten Platz brütete, eine Nordische Wasseramsel im Bach badete und sowohl Stare, als auch Kraniche Frühlingsgefühle aufkommen ließen.

 

Im März versuchte ich mein Glück mit Möwen im Fischereihafen von Altona, wo die erhoffte leider Polarmöwe leider ausblieb. Am 3.3. ging dann der Kranichzug los, doch zur Hauptzugzeit der Kraniche fuhren meine Freundin und ich wieder ins Ausland, dieses Mal nach Schottland. Neben dem Sightseeing gab es nur einen kleinen Birdingausflug zum Loch Winnoch, wo die Highlights ein Großer Brachvogel und Rohrammern im Übergang vom Winter- ins Sommerkleid waren. Zurück in Oldenburg kam der Frühjahrszug nun endlich ins Rollen, mit meinem ersten Zilpzalp des Jahres am 16.3., einem Rotmilan am 20.3. und 18 Knäkenten, 31 Uferschnepfen und 75 Kampfläufern am 24.3. In der Winsener Marsch tauchten Schwarzkehlchen, Hausrotschwänze und Schwarzkopfmöwen auf, während ich in zurück in Oldenburg die Freude hatte 4 Sumpfohreulen beim Jagen zu beobachten, eine Kurzschnabelgans, 2 Isländische Uferschnepfen und das erste Blaukehlchen des Jahres entdecken konnte. Bereits am 31. März tauchten außerdem die ersten 2 Uferschwalben und eine Rauchschwalbe auf.

 

Die erste spannende Beobachtung im April war eine männliche Schwarzkopf-Ruderente bei Oldenburg, während mit Schafstelzen, Baumpiepern, Gartenrotschwänzen weitere Frühlingsboten im Duvenstedter Brook ankamen. Der erste wirklich außergewöhnliche Selffind des Jahres war schließlich am 14. April ein unerwarteter Wiedehopf in der Winsener Marsch. Drei Tage später dann fotografierte ich quasi aus Versehen einen Mariskenrohrsänger, was mir allerdings erst 6 Monate später auffallen sollte. Inzwischen war die Luft volll mit Frühlingsgesängen und -boten, wie Fischadler, Schilfrohrsänger, Baumfalke, Schwarzmilan, Girlitz, Feldschwirl, Klappergrasmücke und dutzenden Schwalben. Bei einem erneuten Versuch die Polarmöwe im Altonaer Fischereihafen zu finden war ich wesentlich erfolgreicher, zusätzlichen mit Seeadlern und einer hoch durchziehenden Seeschwalbe. Am selben Abend noch beobachtete ich in Oldenburg eine Ringdrossel. Die nächsten zwei Wochen verbrachte ich an einer Flussseeschwalbenkolonie in Wilhelmshaven.

 

Das Birdrace Anfang Mai fand dieses Jahr für mich in Hamburg statt. Während wir zwar weder das beste Team der Stadt werden konnten, noch das angestrebte Ziel von 130 Arten erreichten (128!), war das Birdrace ein wahrlich tolles Erlebnis mit Tüpfelsumpfhuhn, Kleinspecht, Waldschnepfen, Heidelerche, Rothalstaucher, Schwarzhalstauchern, Trauerseeschwalben und den ersten Mauerseglern als Highlights. Am 9. Mai erreichte mich gerade noch rechtzeitig, bevor ich wieder nach Oldenburg fuhr die Nachricht eines Terekwasserläufers in der Wedeler Marsch, der sich dort unfassbar gut beobachten ließ. Als Beifang gab es zwei Stelzenläufer, eine Ringelgans und rund 20 Temminckstrandläufer. Tags drauf war ich schon wieder unterwegs, diesmal verschlug es mich in die Leybucht, wo ich mein Glück auf Mornellregenpfeifer versuchte. Diese klappten zwar leider nicht, dafür sah ich jedoch eine Wiesenweihe, zwei Sumpfohreulen und einen Löffler zum Anfassen nahe.

Mitte des Monats führte mich eine Exkursion mit der Universität ins Untere Odertal. Zwar klappten hier leider viele der erhofften Arten (Zwergdommel, Kleines Sumpfhuhn, Schreiadler, etc.) nicht, doch war es trotzdem eine sehr erfolgreiche Exkursion mit tollen Beobachtungen von Sprosser (absolut freisitzend!), Weißbart-Seeschwalbe, Sperbergrasmücke, Pirol, Drosselrohrsänger, Waldkauz, Kleinspecht, Schwarzstorch und Biber. Zurück in Oldenburg, bzw. Horumersiel assistierte ich bei der Vogelberingung, wobei uns unerwarteterweise ein Kuhreiher überflog. Im Everstenmoor begeisterten mich balzende Wachtelkönige, Waldschnepfen und besonders die Ziegenmelker.

 

Im Juni war ich erneut in Hamburg zu Besuch und machte mit meiner Freundin eine Radtour durch den Moorgürtel, wo ich nach langem Suchen endlich einen Schlagschwirl fand, Girlitze waren auch häufig. Zurück in Hamburg erfreute ich mich an einem Schleiereulennest, aus dem man die Bettelrufe der Jungvögel hören konnte, während im Hintergrund der Wachtelkönig crexte. Auch eine Wachtel überflog mich und erneut labte ich ich mich an den balzenden Ziegenmelkern und Waldschnepfen. Auch zwei junge Waldohreulen turnten durch die Bäume.

 

Im Juli stattete ich dann einem Freund bei Cuxhaven einen Besuch ab, der mich zu einer Sandgrube mit Bienenfressern führte, nachdem ich in der Nähe zuvor bereits einen Triel erfolgreich getwitcht hatte. Zurück bei meinen Eltern überraschte mich ein Eisvogel, der durch deren Garten huschte und Ende des Monats setzte ich endlich die noch fehlenden Rost- und Streifengänse auf meine Jahresliste, während die größte Überraschung des Tages ein sichtbares Tüpfelsumpfhuhn wurde.

 

Sogar der August war ein recht erfolgreicher Monat. So riefen aus dem Garten meiner Eltern Waldohreulen, ein Besuch mit meinen Eltern in der Lüneburger Heide war insofern erfolgreich, als dass ich nicht nur einen Raubwürger sah, sondern auch so nette Schmetterlinge wie den Braunen und den Dukaten-Feuerfalter. Ende des Monats stand die nächste Uni-Exkursion an, diesmal nach Wien. Hier sah ich meine einzigen Wespenbussarde und Grauspechte des Jahres, außerdem Felsenschwalbe und Schwarzspecht, sowie den Großen Waldportier, Kaisermantel, Schiefkopfschrecke, Lauchschrecke und andere Insekten.

 

Obwohl ich auch im September wieder viel herumkam, gab es in diesem Monat doch eher wenige spannende Beobachtungen in Deutschland, so wie den Kleinspecht im Duvenstedter Brook. Stattdessen hatte ich einen unfassbar tollen Urlaub auf Teneriffa, mit Wanderungen durch atemberaubende Landschaften, entspannten Strandtagen und 8 Lifern. Darunter alle Endemiten, die ich mir auf der Insel erhofft hatte Lorbeertaube, Bolles Lorbeertaube, Einfarbsegler, Wüstenfalke, Ultramarinmeise, Kanarenzilpzalp, Kanarengoldhähnchen, Weidensperling, Kanarenpieper, Teneriffa-Teydefink und Kanarienvogel, wobei besonders Bolles Lorbeertaube sich die längste Zeit rar machte.

 

Im Oktober schaffte ich es dann recht spontan nach Helgoland zu fahren und dort viereinhalb tage zu beobachten. Die Fährüberfahrt war mit Skua, Schmarotzerraubmöwe und Sumpfohreule schon nicht schlecht, doch waren am Festland etliche Sturmschwalben und Wellenläufer gesehen worden, die für mich leider nicht klappten. Schon beim Einlaufen in den Helgoländer Hafen sah ich eine Krähenscharbe, fand am selben Tag noch einen Zwergschnäpper, einen Rotkehlpieper und eine Gryllteiste selber. Tags drauf beobachtete ich einen weiteren Zwergschnäpper, einige Ringdrosseln, Ohrenlerchen und eine Östliche Klappergrasmücke, bevor die Meldung von einigen Kiefernkreuzschnäbeln die Runde machte. Auf dem Weg zu den gemeldeten Vögeln konnte ich sie überfliegen hören, entdeckte wenig später sitzende Vögel, die leider zu schnell verschwanden, als dass ich die Bestimmung absichern konnte, beobachtete dann einen Trupp von ~25 vermutlichen Kiefernkreuzern, abermals nur im Überflug und konnte später wieder einmal einen Trupp mit 12 vermutlichen Kiefernkreuzern abfliegend fotografieren. Die einzigen Kruezschnäbel, die dann später lange genug sitzen blieben entpuppten sich leider als Fichtenkreuzschnäbel. Also nichts so richtig zufriedenstellendes. Am nächsten Tag konnte ich dann zwei weitere Zwergschnäpper, mindestens 10 Gelbbrauen-Laubsänger, einen Taigazilpzalp und eine Zwergammer selbst entdecken. Kein schlechter Tag! Am nächsten Tag war ich abermals bei der Entdeckung eines Taigazilpzalps vor Ort, sah wieder 5 Gelbbrauen-Laubsänger und die Zwergammer, bevor es tags drauf wieder zurück ans Festland ging. Bei der Überfahrt gab es erneut eine Schmaro, eine Skua, etliche Sterntaucher und meine ersten Tordalken des Jahres. Angestachelt dadurch, dass offenbar ein Kiefernkreuzschnabeleinflug nach Deutschland stattfand machte ich mich im Süden Oldenburgs auf die Suche nach ebenjenen und wurde quasi sofort belohnt mit 2-3 Weibchen, welche dann auch von anderen Ornis getwitcht werden konnten. Außer vielen Waldarten wie Fichtenkreuzern, Schwarz- und Mittelspecht brachte der restliche Oktober auch aufgrund von Zeitmangel nichts besonderes.

 

Auch der November wurde eher trist, denn außer dem Weg in die Uni kam ich quasi nicht mehr zum Beobachten. Immerhin konnte ich hierbei eine Waldschnepfe, einen Merlin und einen Riesentrupp von etwa 300 Birkenzeisigen entdecken. Zwischen diesen Taiga- und Alpenbirkenzeisigen fotografierte ich am 25.11 schließlich auch einen sehr hellen Vogel, der womöglich einen Polarbirkenzeisig darstellte. Schade, dass ich es im Feld nicht mehr bestätigen konnte.

 

Im Dezember musste ich ebenfalls ständig zur Uni nach Wilhelmshaven. Am 8.12. fuhr ich schließlich nach Unischluss noch etwas weiter nach Norden, nach Bensersiel wo kurz zuvor ein Nonnensteinschmätzer entdeckt worden war. Hier fand ich zusätzlich zu diesem schönen Vogel wieder eine Sumpfohreule. Den Großteils des Monats fand ich ausschließlich Zeit für die Birkenzeisige auf dem Weg zur Uni, zwischen denen ich den Polarbirkenzeisig nicht mehr fand. Als dann endlich die Weihnachtsferien begannen fuhr ich noch schnell nach Bremen eine letzte neue Art auf die Jahresliste setzen, einen Eistaucher.