Niels, der Isabell-Steinschmätzer
Niels, der Isabell-Steinschmätzer

Das Jahr 2012 war für mich bisher mit Abstand das ereignisreichste. Ich konnte sehr viele schöne Stunden draußen verbringen und dabei die eine oder andere besondere Beobachtung machen. Während des Jahres reiste ich auch ein wenig und kam dabei nach Dassel (im Solling), Usedom, Norddeich, Nordfriesland, in den Spreewald, nach Föhr und Helgoland, nicht zuletzt aber auch nach Irland und in den Senegal. Außerdem habe ich seit September eine neue Heimat auf Spiekeroog. Viel Potenzial also für ein erfolgreiches Vogeljahr 2012. Und mit insgesamt 297 Arten, wovon 239 auch in Deutschland gesehen wurden war es das zweifelsfrei. Es gab wieder einmal satte 29 Lifer in Deutschland und weltweit sogar 86.

 

Im Januar ging alles noch recht schleppend voran, da ich die meiste Zeit für die Abivorbereitung aufwenden musste. Offenbar hatte der Januar aber Potenzial, als am 6. Januar in der Wedeler Marsch gleich mehrere Top-Raritäten für das Hamburger Festland gesehen wurden: Unter anderem Tordalk, Eissturmvogel und Spatelraubmöwe. Mein Besuch dort etwa 2 Wochen später erbrachte mit einer Dreizehenmöwe eine nicht alltägliche (aber diesen Winter doch gar nicht mal so seltene) Art und den ersten Raufußbussard des Jahres. Den Friedhofs-Uhu hatte ich zu dem Zeitpunkt auch schon gesehen. Ein Ausflug in den Duvenstedter Brook erbrachte mir den ersten Lifer des Jahres: Eine Streifengans, inklusive 2 Streifen-x Grauganshybriden. Nach dem schriftlichen Abi konnte ich endlich wieder häufiger raus. Während eines Wochenendes in Dassel im Solling zeigten sich mir endlich auch mal Fichtenkreuzschnäbel, auf die ich im Hamburger Raum immer noch vergeblich warte…

2 über mein Haus fliegende Weißstörche am 22.2. waren sehr früh dran. Ansonsten versuchte ich mich mehr und mehr an der Möwenbestimmung, wobei ich mehrere Steppenmöwen und 1 Mittelmeermöwe finden konnte. Ende Februar begann dann die Graureiher-Kolonie am Bramfelder See sich zu füllen (33 Ind. am 27.2.).

Beim Versuch Micha (michaschade) den Uhu zu zeigen scheiterte ich. Bevor er ihn zu Gesicht bekommen hatte musste ich schon wieder weg. Aber zum Glück fand er ihn dann selber :D

 

So richtig ging es dann aber im März los. Bei der Suche nach gemeldeten Rothalsgänsen in der Wedeler Marsch fand ich erst nur eine leukistische Weißwangengans (unter etwa 5000 anderen). Am selben Tag konnte ich Hamburgs ersten Kampfläufer 2012 beobachten und die ersten beiden Schwarzkopfmöwen des Jahres im Hamburger Raum verhören.

 

Für eine Woche ging es dann nach Cork in Irland. In der Stadt selber gab es nicht allzu viele Vögel. Im Endeffekt war ich aber doch zufrieden mit dem was ich aufspüren konnte. Ein überfliegender Löffler war dabei das Highlight, denn die sind in Irland eine richtige Seltenheit. Ich notiere mir auch immer, wenn ich neue Unterarten sehe. Davon gab es einige: Trauerbachstelze, Heckenbraunelle, Waldbaumläufer, Rotkehlchen, Zaunkönig, Kohl-, Blau- und Schwanzmeise, Buchfink und Gimpel. Ausflüge nach Kerry und Cobh hielten außerdem noch ein paar andere Überraschungen für mich bereit: Trauerente, Mittelsäger, Basstölpel, Krähenscharbe, Island-Uferschnepfe, Dreizehenmöwe und besonders auch mehrere Eistaucher. 3 Seeadler bestimmte ich erst falsch als Steinadler, da ich wenig vorher von einem Auswilderungsprogramm dieser Art gehört hatte und Flügelmarken erkannte. Aber auch bei den Seeadlern läuft ein Auswilderungsprogramm in Irland.

 

Ein genialer Spechttag im Brook wurde mit Schwarz-, Grün-, Mittel-, Bunt-, aber auch einem Grauspecht belohnt. Hier in Hamburg eigentlich eine Seltenheit, der Vogel im Brook hält sich dort allerdings schon seit 2010 auf. Jetzt endlich hatte ich ihn auch mal gesehen. Wenig später gelang mir auch die Beobachtung der ersten Uferschnepfe 2012 in HH. Außerdem zeigten sich endlich mal wieder die 2 Eisvögel am Bramfelder See! Die Mandarinente hatte ich 2011 gar nicht gesehen, das durfte dieses Jahr nicht wieder passieren, also suchte ich einen bekannten Mandarinenten-Platz auf und fand auch 4.

Der Uhu im Brook begann wieder an der bekannten Stelle zu brüten und auch dort kamen die ersten Zugvögel wieder an: Rohrweihe und Schwarzkehlchen. Wieder konnte ich den Grauspecht kurz sehen. Der Höltigbaum, den ich besuchte, um mir einen Rothalstaucher anzuschauen entpuppte sich als ganz interessantes Gebiet ganz in meiner Nähe.

Ein Wochenende auf Usedom verbrachte ich mit der Beobachtung von Trauer- und Eisenten, Stern- und Ohrentauchern, Seeadlern und Sommergoldhähnchen, außerdem mit dem ablesen von Ringen bei Möwen, wobei ich unter anderem eine 11-jährige Lachmöwe fand.

2 Tage in Ostfriesland waren sehr ergiebig. Zum einen bekam ich dort meine erhoffte FÖJ-Stelle zum anderen ein paar nette Nordsee-Arten, wie Ringelgänse, meinen ersten Regenbrachvogel und Dunklen Wasserläufer des Jahres, aber auch ein paar wunderschöne Singvögel im Schilf: Blaukehlchen und Bartmeise. Eine besondere Überraschung waren 2 Trauerbachstelzen am Deich. Die ersten Rauchschwalben und Schafstelzen kündigten den Frühling an.

 

Zurück in Hamburg dies bestätigte ein erster Gartenrotschwanz bei mir in der Gegend, genauso wie die ersten Küken bei Graugans und Stockente. Auf der Seebek, einem kleinen Bach in meiner Gegend schwamm eine albinotische Mandarinente, die ich bereits 2010 wenige Meter von dort entfernt gesehen hatte. Ein vorläufiges Highlight des Jahres waren 2 Ohrentaucher auf der Außenalster, eine verdammt seltene Art im Hamburger Raum! Aus den eigentlich erhofften Schwarzhalstauchern wurde dagegen nichts. Stattdessen entdeckte ich aber einen Hamburg-Joerg, bei dem ich mich mit der Bestimmung ziemlich schwer tat ;-P

In der Wedeler Marsch wurde mein 5. Anlauf endlich damit belohnt, dass auch ich die beiden schon länger anwesenden Rothalsgänse auch fand.

 

Für 2 Wochen ging es danach auf eine spannende Reise in den Senegal, wo ich 57 Lifer und etliche bunte Vögel zu Gesicht bekam. Besonders angetan hatten es mir dabei die Zwergspinte, Senegalracken, aber auch die Seeschwalben und Raubmöwen. Es war eine sehr interessante Zeit, auch abseits der Vögel!

 

Am 4. Mai überraschten mich bereits 2 Uhu-Küken im Brook. Es hat also auch dieses Jahr wieder geklappt, anders als bei den Uhus auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

Am 5. Mai nahm ich zum ersten Mal am Birdrace teil und fuhr dazu mit Chris (Chrissen) nach Nordfriesland. Mit 106 Arten wurden wir bestes Nachwuchsteam, auch wenn etliche super einfache Arten auf unserer Listen fehlten. Es gab diverse nette Überraschungen: Schwarzkopf-Ruderente, Rebhuhn, Schwarzhalstaucher, Rohrdommel (nur gehört), Kiebitzregenpfeifer, Knutt, Zwergseeschwalbe und Trauerseeschwalbe waren allesamt Lifer oder Deutschland-Arten. Die größten Überraschungen des Tages waren allerdings ein rufender Uhu, den wir in Nordfriesland nicht erwartet hatten und 2 selbstgefundene Stelzenläufer im Beltringharder Koog!

 

Auf meinem Schulweg durfte ich mich nun zweier Waldlaubsänger erfreuen, die lauthals sangen und für Fotos posierten.

Wenig später ging die Vorbereitung für das mündliche Abi los, während der ich nur wenig raus kam und viele tolle Arten in meiner Umgebung sausen lassen musste, unter anderem Stelzenläufer und Graubrust-Strandläufer in der Wedeler Marsch. Man war ich froh, als das Abi vorbei war! Während der wenigen Birding-Ausflüge in der Vorbereitungszeit konnte ich aber immerhin meine erste Streifengans in meiner Gegend „twitchen“ und in der Graureiherkolonie am Bramfelder See bis zu 48 diesjährige Reiher zählen. Außerdem konnte ich Katrin (KatrinH) den Friedhofs-Uhu zeigen, von dem sie dann grandiose Bilder schoss!

Nachdem ich mit dem Abi durch war ging ich allerdings immer noch nicht allzu viel Birden. Während einer DLRG-Wache am Oortkartener See sah ich meine erste und einzige Hamburger Trauerseeschwalbe. Am Wochenende darauf war ich im Spreewald und nutzte die Zeit intensiv um meine Artenliste aufzubessern. Das Gebiet entpuppte sich als wahres Paradies zur Vogelbeobachtung und es gab viele Jahresarten, Lifer und interessante Beobachtungen, wie die zweier balzender Rohrweihen. Besonders erwähnen möchte ich dabei Singschwan, Kolbenente, Rothalstaucher, Fischadler, Schwarzmilan, Nachtigall, Drosselrohrsänger, Beutelmeise, Pirol, Raubwürger und Braunkehlchen.

 

Es folgte eine 4-wöchige DLRG-Wache auf Föhr, bei der nur wenig Zeit zum Vögelgucken blieb. Alles was ich daher zu sehen bekam waren viele Seeschwalben und massenweise Störche, die dort regelmäßig an den Strand kommen.

Zurück in Hamburg versuchte ich aufzuholen, was ich durch die letzten 4 Wochen „verloren“ hatte und verbrachte deshalb viele Stunden dabei die typischen Sommervögel meiner Region zu beobachten. Einzig eine Schneegans in der Wedeler Marsch passte nicht ganz ins Bild und war mit Sicherheit ein Escapee.

Im August ging dann der Wegzug bei einigen Limikolen langsam los, was besonders in der Wedeler Marsch auffiel. Im Brook dagegen konnte ich bei vielen Singvögeln Bruterfolg beobachten. Besondere Arten des Sommers waren jeweils 1 Schwarzhalstaucher und 1 Kolbenente in der Wedeler Marsch. So langsam begannen aber auch viele andere Vogelarten sich auf den Weg in südlichere Gefilde zu machen, so zum Beispiel bei Möwen, Greifen und Singvögeln.

Während meiner letzten Tage in Hamburg fuhr ich noch mit Janina (Skylark) in meine Gebiete (also Brook, Marsch und Friedhof), wo wir viele spannende Arten, wie den Friedhofs-Uhu auf einem Grabstein, den Brook-Waldkauz in seinem Schornstein und 27 ihrer Lieblingsvögel, der Bekassinen beobachten konnten. Mit ihr hat es gleich doppelt Spaß gemacht durch meine Gebiete zu streifen. Mir selber schenkte ich die Beobachtung meines ersten Marsch-Knutts.

 

Am 2. September begann dann ein neuer Lebensabschnitt für mich, nämlich mein FÖJ auf Spiekeroog: Gleich am ersten Tag ging es mit dem lang ersehnten Seeregenpfeifer los. Kornweihen, Sterntaucher und Sumpfohreulen wurden jetzt zu fast alltäglichen Vögeln. Beim Seawatching lernte ich viele Hochseevogelarten kennen, unter anderem Eissturmvögel, Dunkle Sturmtaucher und immer dabei waren abertausende Trauerenten. Es folgte bald Lifer auf Lifer mit Turteltaube, Zwergschnepfe und Zwergstrandläufer, Samtente, Kurzschnabelgans und Schneeammer. Alle 4 Raubmöwen-Arten flogen an der Insel vorbei und bei den Singvögeln war auch reges Zugtreiben zu bestaunen. Dazwischen fanden sich immer wieder auch bei nette Überraschungen. So gab es im Herbst 2 Spornpieper, mindestens 2 Gelbbrauen-Laubsänger. Die diversen Spornammern und Rotkehlpieper, die über Spiekeroog hinwegflogen oder sogar rasteten verstanden sich allerdings sehr gut darauf sich mir nicht zu zeigen. Anders stand es da um den Gelbschnabel-Sturmtaucher am 22. September, der weit draußen gemütlich in Richtung Osten flog. Am 24.9 sah ich dann noch meinen letzten Mauersegler. Am 30.9 gelang mir dann der 2. Nachweis der Streifengans auf Spiekeroog, als sie gemeinsam mit 5 Kanada- und etwa 90 Kurzschnabelgänsen über die Insel hinwegzog. In der Leybucht fotografierte ich außerdem Uferschnepfen, die sich im Nachhinein als vertreter der Unterart islandica entpuppten!

 

Ein kurzer Urlaub auf Helgoland war gänzlich dem Birding gewidmet, wie ich aber später feststellen musste hatte ich mir die falsche Woche ausgesucht, da die Liste außergewöhnlicher Seltenheiten plötzlich zu explodieren schien, kaum dass ich die Insel wieder verlassen hatte. Aber immerhin gab es 2 Waldpieper, 1 Gelbbrauen-Laubsänger, 1 Wendehals, mehrere Ringdrosseln und einen hart erarbeiteten Rosenstar. Auch andere typische helgoländer Vögel waren so nett sich mir zu zeigen: Krähenscharbe, Tordalk, Gryllteiste und eine Wasserralle. Neben vielen weiteren hautnahen Beobachtungen, z.B. von Basstölpeln, Schneeammern und Pfeifenten traf ich Janina wieder und lernte außerdem Jonas und Armin (Hannover96Birder) kennen. Auch Yvonne (Ychri) lief ich über den Weg, in dem Moment haben wir uns allerdings leider gar nicht erkannt.

Nach Helgoland sollte es eigentlich am nächsten Tag gleich zurück nach Spiekeroog gehen, vorher musste aber noch ein Zwischenstopp in der Wedeler Marsch eingelegt werden: Ich konnte doch nicht zulassen, dass die Zwergtrappe in meinem eigenen Hausgebiet nicht von mir gesehen werden würde. Ich hatte ja schon die letzten Tage immer unter der Angst leiden müssen, dass sich der Vogel bei meiner Ankunft verdünnisiert haben würde. Was für ein toller Vogel, ich hätte ihn mir zu gerne noch viel länger angeschaut!

Zurück auf Spiekeroog waren die 4. Zugvogeltage am laufen. Ich entdeckte währenddessen einige Säbelschnäbler, eine Wasserralle, einen späten Baumfalken, aber auch ein Thorshühnchen. So schlossen wir die Zugvogeltage mit 136 Arten in einer Woche ab und gewannen dieses Jahr deutlich gegen die Schummler von Wangerooge :P

Eine Art, die wir im Nachhinein ebenfalls auf die Artenliste der Zugvogeltage setzen durften war für mich das absolute Highlight. Der Vogel fiel mir sofort auf, aber da ich weder Kamera, noch Bestimmungsliteratur bei mir hatte legte ich ihn erst als sehr hellen Steinschmätzer ab. Als ich am nächsten Tag dann aber nochmal nachschaute bewahrheitete sich mein Verdacht: Ein Isabell-Steinschmätzer, der 6. Deutsche Nachweis überhaupt! Der Vogel blieb vom 14. Bis 20.10 immer an der gleichen Stelle und ließ sich klasse beobachten, fotografieren und filmen. Zum Schluss näherte er sich mich mir sogar bis auf wenige Zentimeter, setzte sich auf mein Fernglas und mein Fahrrad. Ich lernte dadurch einige nette Leute kennen, die speziell für den Vogel auf die Insel kamen, da aber gleichzeitig die Helgoländer Vogeltage stattfanden waren es deutlich weniger Twitcher als erwartet. Macht aber nichts, so hatte ich den Vogel mehr für mich selber :D

Bei den Wasser- und Watvogelzählungen gab es auch regelmäßig irgendwelche Überraschungen, so auch am 30.10. als ich nicht nur ein Thorshuhn, sondern auch noch 2 Krabbentaucher beobachten konnte.

Danach gab es neben den typischen Winterarten, wie Ohrenlerche und Schneeammer auch noch diverse Begegnungen mit Wald- und Zwergschnepfen, Meerstrandläufern, Bergenten, einer Kurzschnabelgans und Seidenschwänzen. Als letzte neue Art des Jahres gab es die Berghänflinge. Der letzte Vogel des Jahres war der Friedhofs-Uhu, denn die letzten Tage des Jahres 2012 habe ich wieder in Hamburg verbracht.

 

Alles in allem ein unglaubliches Jahr, mit wenig Potenzial nach oben, vor allem wenn man bedenkt, dass ich an allen Orten alleine und ohne Guide mit Ortskenntnis gebirdet habe und mein einziger Twitch des Jahres die Zwergtrappe war.

Größter Wunschvogel für 2013 ist (genauso wie es für 2012 war) die Rohrdommel oder die Schleiereule…