Sumpfohreule, Spiekeroogs Vorzeigeart
Sumpfohreule, Spiekeroogs Vorzeigeart

2013 war ein unglaubliches Jahr! Mindestens genauso ereignisreich wie 2012, vermutlich aber sogar noch ereignisreicher. Zwar reiste ich dieses Jahr nicht so viel, wie die Jahre zuvor, aber immerhin besuchte ich mit Sylt, Langeoog, Norderney und Helgoland 4 Nordseeinseln, fuhr nach Sachsen und verbrachte außerdem eine Woche auf Mallorca, die ganz dem Vögel beobachten gewidmet war.

Den Großteil des Jahres (zumindest bis Anfang September) verbrachte ich jedoch auf einer fünften Nordseeinsel, nämlich Spiekeroog. Im Rahmen eines FÖJs durfte ich hier viele hundert Stunden draußen in der Natur verbringen und einzigartige Erlebnisse sammeln. Im September zog ich dann nach Münster um, wo seither die Rieselfelder Münster mein Hauptbeobachtungsgebiet geworden sind. Zwischendurch kam ich natürlich aber auch öfters mal nach Hamburg, meinem eigentlichen Zuhause, wo ich unter anderem mit der Wedeler Marsch und dem Duvenstedter Brook zwei fantastische Gebiete besucht habe. 2013 beobachtete ich so 283 Arten (2012: 297), davon 246 (2012: 239) in Deutschland. Von den 28 Lifern dieses Jahr sah ich exakt die Hälfte in Deutschland und die andere Hälfte auf Mallorca.

 

Das Jahr startete mit einem nicht ganz gelungenen und verregneten Kurztrip nach Sylt, wo es außer einer Kornweihe und einem Trupp Ohrenlerchen nichts Außergewöhnliches gab. Ab dem 10. Januar war ich wieder auf Spiekeroog, wo ich schnell die typischen Winter-Küstenarten fand: Ringelgänse, Sterntaucher, Raufußbussarde, Merline, Sanderlinge, Knutts, Ohrenlerchen, Schneeammern, Berghänflinge und natürlich Sumpfohreulen fand. Aber auch einige nicht ganz typische Arten für den Winter schafften es schon im Januar auf meine Liste, darunter Stare, Singdrossel, Bekassine und Feldlerche. Einige Wanderfalken hielten sich auf der Insel auf und es gab zwei Waldohreulen-Schlafplätze. Ein erstes Highlight des Jahres war der Erstnachweis der Steppenmöwe für Spiekeroog, den ich am 14.1.13 erbringen konnte. Am nächsten Tag erfreute mich ein einzelner Seidenschwanz.

Bei einem kurzen Trip zur Familie nach Sachsen sah ich dann eine Wasseramsel und eine Gebirgsstelze, die abendliche Suche nach Eulen wurde „nur“ mit einem Waldkauz belohnt.

 

Der Februaranfang in Hamburg war recht mau, da ich im Brook, in der Marsch und auf dem Ohlsdorfer Friedhof war, aber nur die ganz typischen Arten sah. Besonders waren dabei nur der Uhu, der Seeadler und ein Kolkrabe mitten in der Stadt. Auf Spiekeroog dagegen erfreuten mich bald weitere Frühlingsboten (oder hartgesottene Überwinterer): Kiebitze, Hohltauben, Bluthänflinge, eine Bachstelze und eine Heringsmöwe. Am 8.2. konnte ich auf dem Westergroen drei Hellbäuchige Ringelgänse entdecken, eine Unterart die ich schon lange mal sehen wollte. Vor der Insel schwammen zeitweise bis zu 14000 Trauerenten!!! Raufußbussarde, Kornweihen, Waldohreulen, Wanderfalken, Merline und natürlich Sumpfohreulen waren genauso an der Tagesordnung, wie Berghänflinge, Schneeammern und Ohrenlerchen. Ein Blässhuhn zeigte sich am 16.2., was auf Spiekeroog alles andere als eine alltägliche Erscheinung ist, eine Wasserralle am 17.2. Am 25.2. zählten wir mit etwa 10700 Knutts mehr als 7x mehr als je zuvor (ca. 1500) auf Spiekeroog

Den März begann ich im Duvenstedter Brook, wo Kraniche schon trompeteten, Singschwäne unterwegs warenund sich ein Uhu wunderschön in der Abenddämmerung zeigte. Zwei Tage später gab es dann in der Wedeler Marsch Zwergschwäne, einen Eisvogel, eine Steppenmöwe und in der Abenddämmerung sogar eine fliegende Waldohreule. Ein kurzer Abstecher in den Jenischpark vorher wurde auch noch mit 4 Seeadlern und 5 Mandarinenten belohnt.

Dann war ich für ein FÖJ-Seminar für eine Woche in Carolinensiel. Gemeinsam mit den anderen Vogel-„Zivis“ lernten wir einiges über die Vogel- und Tierwelt der Nordsee, aber natürlich vor allem über unsere bevorstehende Kartierarbeit im April. Die Pausen nutzten wir um uns die Vögel auf der Innengrodenpütte Friedrichsgroden anzuschauen: Dort waren schon Säbelschnäbler, Goldregenpfeifer und eine Menge Enten. Eine besondere Überraschung war außerdem eine Waldsaatgans auf einem nahen Acker.

Dann ging es gemeinsam mit Micha, Demi und Nadine nach Mallorca, wo eine Woche Hardcore-gebirdet wurde. Gemeinsam besuchten wir mehrmals die S’Albufera, die Cala Mondrago und außerdem noch die Berge und andere Gegenden. Wir konnten eine sehr ansehnliche Liste mit 140 Arten zusammenzuchen. Darunter waren mit dem Balearen-Sturmtaucher und der Balearen-Grasmücke zwei Endemeiten, genauso die Fichtenkreuzer-Unterart. Andere tolle Arten waren Mönchs- und Gänsegeier, Steinadler, Marmelente, Gelbschnabel- und Mittelmeer-Sturmtaucher, Skua, Zwergdommel, Kammblässhuhn, Triel, Zwergschnepfe, Korallenmöwe, Turteltaube, singende Zwergohreulen, Alpen- und Fahlsegler, Wiedehopf, Rotkopfwürger, Berglaubsänger, Mariskenrohrsänger, Blaumerle und Rötelschwalbe. Außerdem hatte ich eine supertolle Zeit mit den drei anderen. Nur das Wasser hätte wärmer sein können ;-)

Zurück auf Spiekeroog beginnt der Zug bei Heidelerchen, (Trauer-)Bachstelzen, Drosseln und auch die ersten Sandregenpfeifer sind endlich da. Am 2. April erscheint der erste Zilpzalp, er ist allerdings noch stumm. Viele Eiderenten, Weißwangengänse und Rohrweihen ziehen nun über Spiekeroog, am 4. April erscheint das erste Schwarzkehlchen. Eine deutlich größere Überraschung ist am selben Tag allerdings ein Schwarzhalstaucher vor Spiekeroog, lokal eine richtige Rarität! Am 5. sehe ich den ersten Fischadler, am 7. die erste Brandseeschwalbe und am 9. den ersten Hausrotschwanz und die ersten Löffler. Der 9. Ist außerdem ein starker Zugtag für Ringeltauben, Kormorane und Lachmöwen. Am 10. erscheinen Steinschmätzer und Uferschnepfe, am 11. Ringdrossel, Winter- und ein Sommergoldhähnchen. Außerdem ca. 20 Zilpzalps, aber alle sind sie stumm.

Am 12. April explodiert dann der Zug. Ein Gimpel ist eine lokale Besonderheit, ansonsten zeigen sich die ersten Rauchschwalbe, Regenbrachvögel, Grünschenkel, Flussseeschwalben. 4 Merline ziehen über die Insel, 2 weitere Hellbäuchige Ringelgänse an der Insel vorbei. Bei den Piepern, Bachstelzen und Berghänflingen waren jeweils mehrere hundert bis tausend Vögel am ziehen. Außerdem überraschte mich ein beringter Seeregenpfeifer, der in Nordfriesland beringt worden war.

Dann ging es nach Norderney, wo wir lernen sollten Brutvögel zu kartieren. Auf dem Weg dorthin sah ich schon die erste Mehlschwalbe und ganze 5 Blaukehlchen an der Krummhörn, auf Norderney dann praktisch alle Arten, die ich im letzten Abschnitt genannt habe in größeren Mengen. Besonders über die großen Mengen an durchziehenden Ringdrosseln und Trauerbachstelzen freute ich mich, ansonsten kamen noch andere Arten dazu: Wiesenschafstelzen, Trauerschnäpper, Kampfläufer, Rotmilan, Basstölpel, Gartenrotschwanz, Schilfrohrsänger und Trauer- und Küstenseeschwalben um sie zu nennen. Am 17.4. hörte ich die ersten Fitisse, zwei Stunden später dann auch ENDLICH den ersten Zilpzalp: Einen ganzen Monat später als letztes Jahr…

Die Kartierungszeit auf Norderney war unglaublich spannend, spaßig und ich werde sie niemals vergessen, doch sie war leider auch viel zu schnell vorbei. Am 20. hörte ich den ersten Kuckuck, am 22.4. war ich schon wieder zurück auf Spiekeroog, wo wir nun weiterkartierten. Gleich am ersten Kartierungsmorgen gab es die erste große Überraschung für 2013: Einen Wiedehopf! Da habe ich mich aber riesig gefreut, auch wenn er bald davonflog. Am 27. gab’s dann die nächste Überraschung, als 2 Lachseeschwalben an mir vorbeiflogen. Während den ersten Kartierungswochen finden wir vor allem brütende Graugänse, Eiderenten, aber auch 4 Weißwangenganspaare.

Bald ist dann der Mai da und auch die letzten Zugvögel kommen an, unter anderem Mauersegler, Feldschwirl und Uferschwalben. Der 3. Mai ist ein Massenzugtag bei Rauchschwalben mit deutlich über 3000 Vögeln, dazwischen auch ca. 30 Mehlschwalben und über 80 Uferschwalben. Die Zahl der Uferschwalben ist für Spiekeroog sehr hoch, für Mehlschwalben dagegen sehr niedrig, zumal bisher erst sehr wenige Einzelvögel vorher aufgetaucht waren. Am nächsten Tag findet das bundesweite Birdrace statt, bei welchem ich mit meinem Freund Christoph auch teilnehme. Wir schließen den Tag mit 93 Arten ab, einer ganz ordentlichen, aber nicht außerordentlich guten Leistung. Leider fehlen die Überraschungen an diesem Tag fast komplett und nur 2 Waldlaubsänger erbarmen sich unserer. Wie sich die nächsten Tage jedoch zeigt, sind sie diesen Sommer sowieso extrem häufig auf Spiekeroog! Auch Trauerschnäpper sind in großen Mengen auf Spiekeroog zu finden gewesen (auch wenn es fast alles nur Durchzügler waren).

Ein später Merlin am 7. Mai wird noch getoppt von einem Wendehals, welche beide am übernächsten Tag nochmal deutlich getoppt werden. Der 9. Mai ist ein außergewöhnlicher Tag. Beim Seawatchen konnte ich nicht nur alle drei Schwanarten (also auch einen sehr! späten Zwergschwan), einen weiteren späten Merlin beobachten, sondern zusammen mit Edgar auch noch meine ersten beiden Seidenreiher in Deutschland. Noch besser war allerdings mein Lifer Eismöwe, der morgens am Strand saß, für eine Stunde verschwand und dann wiederauftauchte. Da waren der Baumfalke, der Neuntöter und der Kernbeißer nur noch „Peanuts“ an dem Tag.

Meine Kollegin entdeckte am 11. Mai eine Skua am anderen Ende der Insel, die aber zum Glück noch da war, als ich es endlich bis dorthin geschafft hatte. Am 15. gab es dann massenweise Mauersegler, obwohl ich mich eigentlich nicht auf den Himmel konzentrieren konnte (ich musste ja Nester am Boden suchen) zählte ich nebenbei über 500 durchziehende Vögel, zwischen den Schwalben, von denen auch einige unterwegs waren konnte dann Edgar eine Rötelschwalbe entdecken, die ich trotz großer Entfernung sehen konnte. Wahnsinn! Auch Baumpieper waren mit über 100 Vögeln unterwegs und ein Trupp von 105 Zwergmöwen war die langersehnte Erstbeobachtung dieser Art in 2013.

Am 24.5. erhielt ich über Edgar die Info, dass eine Prachteiderente von Wangerooge nach Spiekeroog geflogen war und ganz am Ostende säße. Ich machte mich sofort auf den 15km-Weg, doch als ich ankam hatte sich der Wasserstand komplett verändert und unter den 700 sichtbaren Eiderenten konnte ich nichts entdecken, dafür entdeckte ich dann allerdings eine ganz andere Seltenheit, auf die ich eigentlich letzten Herbst gehofft hatte: Ein männliches Odinshühnchen. Drei Tage später gab es mit einem überfliegenden Rotkehlpieper eine weitere Art, mit der ich eher im Herbst oder zumindest etwas früher im Frühjahr gerechnet hätte. Am 29. Mai hatte ich dann außerdem noch eine unglaubliche Begegnung mit einer tagaktiven Waldohreule, 4 Sumpfohreulen und einer Rohrweihe, die superfotogen über dem Schilf am Westende der Insel umherflogen, wobei auch mein persönliches „Foto des Jahres“ entstanden ist.

Im Rahmen der Brutvogelkartierung stießen wir jetzt immer öfter auf Küken, zum Beispiel bei Uferschnepfe, Kiebitz, Rotschenkel, aber auch bei Rohrweihe und Sumpfohreule. Leider war nur bei sehr wenigen Arten ein Brutpaaranstieg zu verzeichnen. Arten wie Zwergseeschwalbe und Mehlschwalbe sind 2013 leider gar nicht zur Brut geschritten.

Um den Monatswechsel Mai/Juni war ich nochmal kurz in Hamburg. Während ich im Duvenstedter Brook auf Kranich-Küken, Kuckucke, singende Pirole und meinen ersten Schwarzstorch seit vielen, vielen Jahren stieß, konnte ich in Wedel zusammen mit Christoph und Mirko neben Beutelmeisen, Drosselrohrsänger, Karmingimpel sogar einen Kuhreiher entdecken! Im Holzhafen gab es zusätzlich noch Blaukehlchen, Nachtigall und Steppenmöwe und im NSG Höltigbaum SAHEN wir sogar einen Wachtelkönig!!!

Zurück auf Spiekeroog hörte ich einen Tag nachdem ich meinen ersten Karmingimpel jemals gesehen hatte, noch einen weiteren Vogel. Ich konnte ganze 13 Gelbspötterreviere kartieren, während es bei den anderen Rohrsängern sehr übel mit dem Brutbestand aussah. Es gab wohl ein Schilfrohrsängerrevier, der Vogel war jedoch so still, dass ich ihn nicht ein einziges Mal gehört habe. Sumpfrohrsänger gab es auch nur 2 Paare, die beide sehr wenig sangen und bei den Teichrohrsängern gab es drei Reviere und viele ehemalige Reviere wurden nicht besetzt. Beim Feldschwirl war alles stumm (wie sich aber erst im Juli rausstellte gab es dennoch 5 Reviere).

 

Gemeinsam mit einigen anderen Vogelzivis fuhr ich vom 16.-19.6. nach Helgoland. Dort beobachteten die vielen Brutvögel am Lummenfelsen. Den vorher entdeckten Steinortolan verpassten wir um einen Tag, dafür sahen wir 5 singende (aber alle unausgefärbte) Karmingimpel, einige Gryllteisten und einen Grünlaubsänger.

Als ich dann zurück nach Spiekeroog kam versteckten sich zwischen den ganzen Jungstaren 2 reinweiße Vögel, die offenbar hier ausgebrütet wurden. Einen dritten hatte es offenbar schon nach Wangerooge verschlagen. In der Leegde hielten sich außerdem 2 Seeregenpfeifer auf. Dann, am 27. Juni gab es eine Riesen-Überraschung, als wir entdeckten, dass doch eine Kornweihe auf Spiekeroog brütete. Obwohl wir auf diese Art besonders geachtet hatten war sie uns doch irgendwie durch’s Raster geschlüpft. Soweit ich herausfinden konnte hat es sich dabei um eins von gerade mal 4 Nestern in Deutschland gehandelt! Da es schon seit einigen Jahren ein Projekt zur Beringung junger Kornweihen gibt suchten wir das Nest auf und verpassten dem einzigen Küken eine Farbringkombination anhand derer er immer erkannt werden kann.

 

Nachdem ich im Juli von einem Seminar zurückkam sah ich auf der Rückfahrt aus dem Bus heraus eine Wiesenweihe. Bevor meine Fähre kam hatte ich noch einige Stunden Zeit und nutzte die Zeit um kurz nach Friedrichsgroden zu laufen, wo es wieder allerhand Wassergeflügel gab, aber vor allem ein Blaukehlchen und 5 Schilfrohrsänger (Vögel die ich auf Spiekeroog (so gut wie) nie zu sehen bekommen habe). Auf dem Rückweg Richtung Neuharlingersiel hörte ich dann plötzlich ein reiherartiges Krächzen über mir. Als ich den Vogel endlich lokalisiert hatte staunte ich nicht schlecht: Eine Raubseeschwalbe auf dem Zug nach Westen.

Zurück auf Spiekeroog begann unterdessen bereits der Wegzug einiger erster Vögel wie bei einem Hausrotschwanz am 11.6. Im Watt sammelten sich auch schon mehrere hundert Grün- und Rotschenkel, darunter einer mit seltsamer Schnabeldeformation. Am 15.6. tauchte schon die erste Schmarotzerraubmöwe auf. Am 21.+22.6. sangen urplötzlich wieder die Feldschwirle, bei den Flussseeschwalben konnten wir unverhofft entdecken, dass es die erste erfolgreiche seit vielen Jahren gegeben hatte. Auch bei den Schwarzkehlchen hatte es übrigens Bruterfolg gegeben, was auf Spiekeroog auch nicht sehr häufig ist.

Ab August ging ich wieder sehr regelmäßig Seawatchen, mit durchaus ansehlichem Erfolg. Regelmäßig konnten wir am Strand Seeregenpfeifer beobachten, genauso wie die regelmäßig vorbeiziehenden Zwerg- und Trauerseeschwalben. Ab Mitte August sahen wir auch sehr regelmäßig Schmaros, viele ziehende Enten und Limis und am Strand immer größere Mengen an Sandregenpfeifern.

Langsam näherte sich für mich das Ende meines Jahres auf Spiekeroog, doch noch war es nicht vorbei. Daran wurde ich erinnert, als am 23.August urplötzlich eine junge Steppenweihe vor meinem Zimmerfenster auftauchte und kurz über unserer Unterkunft kreiste. Am 25.8. folgte mit einer Falkenraubmöwe eine weitere Seltenheit. Und am nächsten Tag dann überraschte mich und meine Kollegin mein allererster Mornellregenpfeifer nach unserer Zählrunde. Am 3. September folgte außerdem noch eine Skua.

 

Auf der Ostplate und in der Leegde tauchten auch immer mehr Limikolen auf, unter anderem Zwerg- und Sichelstrandläufer, sowie Bruch- und Waldwasserläufer. Auch bei den Enten war mit Reiher-, Schnatter-, Spieß-, Knäk-, Krick-, Pfeif- und Stockente allerhand da. Deshalb beschloss ich mich in der Leegde mit meiner Kamera auf Lauer zu legen. Dazu lieh ich mir von Edgar ein Tarnnetz aus und legte mich an eine Pfütze, die von vielen Vögeln frequentiert wurde. Da ich dort mehrere Stunden fast bewegungslos lag hatte ich sehr viele hautnahe Begegnungen mit einer Vielzahl von tollen Vögeln. Zwerg-, Sichel- und Alpenstrandläufer wuselten direkt vor mir herum, Grünschenkel, Kiebitz und Sandregenpfeifer fraßen vor meiner Nase. Hohltauben, Graureiher und Bachstelzen landeten nur wenige Meter von mir entfernt und vieles andere. Dabei gab es auch die eine oder andere Überraschung. Zum einen waren da die 5 jungen Flussregenpfeifer, die alles andere als häufig auf Spiekeroog rasten. Dann gab es noch die beiden jungen und sehr späten Uferschnepfen, die normalerweise im Juli schon abziehen.

Die mit Abstand größte Überraschung des ganzen Jahres landete jedoch am 4. September an besagter Pfütze. Fast hätte ich ihn verschlafen: Ein GRASLÄUFER! Ich konnte ihn für etwa 10 Minuten aus wenigen Metern wunderbar beobachten und ganz gut fotografieren, bevor er auf Nimmerwiedersehen verschwand.

Nachdem ich am 6.9. die ersten wegziehenden Wespenbussarde und einen Merlin beobachtet konnte endete mein Spiekeroog-Jahr am 7.9. für mich. Aber die Insel hatte noch eine letzte kleine Überraschung für mich. Während ich meine Koffer in den Fahrrad-Anhänger lud rief plötzlich ein Spornpieper direkt über mir, der vermutlich direkt hinter unserem Haus runterging.

 

Fast sofort danach ging es nach Münster, wo ich natürlich sofort die Rieselfelder Münster unsicher machte. Leider verpasste ich dabei eine Moorente um einen und ein Tüpfelsumpfhuhn um drei Tage. Stattdessen gab es aber Eisvögel, 50 Rostgänse, Kolbenenten, einen Baumfalken und gleich auch noch NRWs 2.-größtem Pfuhlschnepfentrupp jemals mit (im Vergleich zu Spiekeroog lächerlichen) 12 Individuen.

Bei weiteren Besuchen sah ich außerdem noch eine Knäkente, Wasserrallen, Zwergstrandläufer, Kampfläufer und Bartmeisen.

 

Ende September machte ich mich außerdem noch auf den Weg nach Helgoland, dieses Mal wollte ich eine knappe Woche bleiben um meine Chancen auf Seltenheiten zu erhöhen. Wirklich Glück hatte ich trotzdem nicht. Die Waldammer, die entdeckt wurde als mein Schiff anlegte war bereits wieder verschwunden, als ich endlich meinen Koffer hatte. Einige Goodies gab es aber doch mit Zwergammer, Zwergschnäpper, sehr vielen Zwergschnepfen, Spornpieper, Wendehals, Baukehlchen, Steppenmöwe, Raubwürger, Taigabirkenzeisig, Kernbeißer, Heidelerche, Sommergoldhähnchen, Ringdrossel, Gryllteiste und den ersten Winterboten wie Merlin, Schneeammer und Ohrenlerche. Außerdem gab es bei zwei Arten größere Einflüge. So konnte ich an einem Tag gleich 5 Buntspechte sehen (für eine Hochsee-insel sicherlich nicht alltäglich) und andererseits mindestens 41 (!!!!) von ca. 70-80 Gelbbrauen-Laubsängern beobachten. Das dürfte Deutschlands größter Einflug jemals dieser Art gewesen sein (und vielleicht auch erstmal für ein paar Jahre bleiben). Auf der Rückfahrt gab es dann neben 7 Schmaros, 1 Falken- und 1 Spatelraubmöwe innerhalb von 5 Minuten auch noch 2 Prachttaucher.

 

Übrigens, kaum hatte ich Münster verlassen wurden am nächsten Tag 9 Sichler in den Rieselfeldern entdeckt. Natürlich hoffte ich inbrünstig, dass diese Vögel da bleiben würden bis ich zurückkäme und zumindest 4 Vögel erfüllten mir dann auch den Wunsch.

Bei weiteren Besuchen in den Rieselfeldern sah ich dann noch einen Trauerschwan, einen Kleinspecht, einen Raubwürger, sowie ENDLICH meinen allerersten Steinkauz!

Kurz darauf wurde in Gristede in Niedersachsen eine Sperbereule entdeckt, eine absolute Traumart (ich habe sowieso ein besonderes Faible für Eulen). Schnell war mein allererster richtiger Twitch und gemeinsam mit einem Bekannten, den ich auf Helgoland kennengelernt hatte ging es hoch und ich konnte die Eule gemeinsam mit einigen anderen Twitchern wunderbar beobachten.

 

Zu Weihnachten besuchte ich noch meine Familie in Sachsen und sah wieder Wasseramseln und einen Eisvogel. Wie es der Zufall wollte war wenige Kilometer von ihnen entfernt außerdem eine weitere Sperbereule aufgetaucht. Auf dem Rückweg machte ich dann noch einen klitzekleinen Umweg um 2 Rothalsgänse und einen Eistaucher zu bestaunen.

Das Jahr wollte ich dann am Öjendorfer See mit einer Rohrdommel abschließen, doch dies scheiterte leider an einer knappen Stunde… So habe ich mir also noch einen Problemvogel für das nächste Jahr aufbewahrt, genauso wie Schleiereule und Girlitz, die mich in Deutschland wie die Pest meiden.

 

Alles in allem wieder ein wunderbares Jahr und wieder gab es nur einen einzigen Vogel den ich getwitcht habe, die Sperbereule in Gristede. 

Größter Wunschvogel für 2014 sind (genauso wie es für 2012 und 2013 war) die Rohrdommel und die Schleiereule…