Wie schon in den letzten Jahren gibt es von mir einen sehr ausfürhlichen Jahresbericht zum vergangenen Jahr.

Dieses Jahr beobachtete ich Vögel in 4 verschiedenen Ländern, auch wenn ich in der Schweiz und Italien jeweils nur etwa einen Tag verbrachte. Die ersten anderthalb Monate des Jahres jedoch wohnte ich noch, im Rahmen eines ERASMUS-Austauschsemesters in Spanien. Hier reiste ich besonders gegen Ende meines Aufenthalts durch diverse Städte an der Südküste. Zurück in Deutschland hatte ich in diesem Jahr gleich drei Heimatorte. Die meisten Zeit verbrachte ich damit in Münster meinen Bachelorabschluss zu erwerben. Im Oktober dann zog ich nach Oldenburg, wo ich nun für den Master weiterstudiere. Zwischendurch besuchte ich immer mal meine Eltern in ihrem Haus nahe Hamburg. Verschiedene Reisen in diesem Jahr verschlugen mich in die Leybucht, nach Langeoog, in die Schweiz/Norditalien, nach Amrum, sowie nach Sachsen, Kurztrips führten mich nach Lingen, ins Lippetal, sowie an den Jadebusen. Auf meine Deutschlandliste schafften es dieses Jahr nur 3 neue Arten: Polarmöwe, Steppenkiebitz und Purpurreiher, während Schmutzgeier und Italiensperling auf meine Lifelist kamen. Die Möwe und der Kiebitz waren ebenfalls Lifer. Insgesamt schloss ich das Jahr 2016 mit 211 Vogelarten in Deutschland und 36 weiteren im Ausland ab, also insgesamt 247 Arten. Damit war es allerdings mein bisher artenärmstes Jahr überhaupt.

2016 begann für mich in Torremolinos bei Málaga. Meine allerersten Vögel des neuen Jahres waren hier akustisch die Mönchssittiche und optisch Türkentauben, noch vom Balkon aus folgten Basstölpel und Mönchsgrasmücke. Am nächsten Tag gab es dann den ersten Birdingausflug des Jahres ins Delta des Guadalhorce. Hier erwarteten mich eine Menge toller Arten, darunter Weißkopf-Ruderenten, Moorenten, Schwarzhalstaucher und Zwergadler. Am Strand glitt ein Balearensturmtaucher entlang und in den Uferpflanzen überwinterten Blaukehlchen und Bergpieper. Schön waren auch ein dutzend Schwarzkopfmöwen, ein Fischadler und eine Brandseeschwalbe, die wohl keine Lust hatte nach Afrika abzureisen.
Im Februar besuchte ich dann noch ein Gebiet in der Nähe von Granada, die Humedales de Padul, wo das Highlight des Tages ein Gleitaar war. Doch auch ein hoch überfliegender Steinadler und ein Mittelmeer-Raubwürger verzückten mich. Mitte des Monats war mein Semester in Granada vorbei und ich fuhr mit meiner Freundin auf eine Städtereise durch Südspanien. Auch wenn hier das Augenmerk eigentlich auf Kultur und Kunst lag, so kreuzten doch immer wieder einige Vögel zufällig meinen Weg ;) Die erste große Überraschung war mit einem Schmutzgeier über Sevilla der erste Lifer des Jahres. Rauch- und Mehlschwalben, sowie Fahlsegler überwinterten hier im warmen Tal des Guadalquivir. In der nächsten Stadt, Córdoba, meinte ich am Fluss einen außergewöhnlichen Uferläufer entdeckt zu haben und machte mich am letzten Morgen dort noch mal auf die Suche. Der Läufer entpuppte sich als einfacher Flussuferläufer, dennoch überraschten mich 2 überfliegende Nachtreiher und ein Trupp Sichler. Im Hafen von Valencia zwei Tage später fand ich dann die erhofften Korallenmöwe und ganz weit entfernt auch zwei Krähenscharben. Während ich die Identität zweier Zwergadler nach einigen Minuten Beobachtungszeit feststellen konnte bin ich mir bei einer sehr rötlichen Türkentaube dort immer noch nicht sicher, ob da nicht etwas Afrikanisches drin steckt. Zu guter Letzt dann war Barcelona dran. Auf der Sagrada Familia saß ein Wanderfalke und im Parc Güell flatterte ein Sommergoldhähnchen. Im Stadtpark von Barcelona fand ich eine Haubenmeise, sowie einige Stare zwischen den hier viel häufigeren Einfarbstaren. Ein wenig Farbe ins Spiel brachten die drei hier vorkommenden Papageiarten: Mönchs-, Halsband- und Nandaysittich. Am 27.2 ging ich dann zum ersten Mal auf deutschem Boden wieder beobachten. Quasi im Vorgarten meiner Eltern fand ich Seeadler, Merlin und Brachvögel.
Ein paar Tage später, diesmal aber schon im März, war ich zurück in Münster und fuhr natürlich sofort in die Rieselfelder. Einige Beobachtungen überraschten zu dieser Jahreszeit, dazu gehörten Heringsmöwe und Zilpzalp. Etwas mehr zu erwarten waren da Kornweihe und Raubwürger. Den eigentlich erhofften Sichler fand ich dann bei einem erneuten Versuch drei Tage später, aber leider bloß schlafenderweise. Abends flog dann noch ein Uhu über das Gebiet. Dann ging langsam aber sicher das Zuggeschehen los. Es zeigten sich die ersten Singdrosseln, der erste Hausrotschwanz und Waldwasserläufer. An einer kürzlich renaturierten Aue in der Nähe flogen abends 9 Streifengänse und 1 Rostgans ein. Dann tauchte in den Rieselfeldern eine Polarmöwe auf, welche ich im Vorjahr leider wegen Klausuren verpasst hatte. Dieses Jahr konnte ich sie zweimal beobachten, wenn auch beide Male nur bei bedecktem Himmel in einiger Entfernung. Ende des Monats waren nun die Uferschnepfen, Kampfläufer und Knäkenten angekommen, während sich der Steinkauz immer häufiger zeigte. Bei einem Kurzbesuch in Hamburg überflog mich und den Ohlsdorfer Friedhof tatsächlich ein absolut unverhoffter Schwarzstorch. Ähnlich unerwartet war ein Rothalstaucher in der Winsener Marsch, während die Kolbenente vorher schon gemeldet war. Mit Rauchschwalbe, Rotmilan und Kranichen näherte sich der Frühling mit großen Schritten, während allerdings in der Nachbarschaft ein Schwarm Seidenschwänze umherstreifte. Die beste Beobachtung des Tages war dann allerdings ein Elbebiber!
Im April ging es dann richtig los. Während der 3.4. mit Frühlingsboten wie Schafstelze, Blaukehlchen, Fitis und Dunklem Wasserläufer toll losging war das absolute Highlight eine Rohrdommel, die niedrig überflog und im nahen Schilf verschwand. 11 Tage später entdeckte ich dann 2 Ringdrosseln in einem Gebiet, in dem sie auch schon 2015 gerastet hatten. In den Rieselfeldern fiel mir ein Stock-x Spießentenhybrid auf und ein durchziehender Trupp aus Regenbrachvögeln und Kiebitzregenpfeifern überraschte mich. Mit Zwerg-, Schwarzkopf-, Mantel- und allen anderen Möwenarten gelang mir ein Coup mit allen im Binnenland zu erhoffenden Möwenarten. Auch alle drei Schwalbenarten, Mauersegler, Feldschwirl und Dorngrasmücke tauchten heute zum ersten Mal auf. Tags drauf versuchte ich mein Glück mit Waldarten und war durchaus erfolgreich mit Mittel- und Schwarzspecht, Waldschnepfen, Haubenmeisen und Baumpiepern. Als große Überraschung gab es einen Maulwurf mitten im Wald.

Dann twitchte ich meinen ersten und einzigen Vogel in 2016. Bei Lingen hielt sich ein Steppenkiebitz auf. Nach einigen Stunden Suche konnte ich ihn dann wiederentdecken, bevor er etwas später auf einen nahe gelegenen Acker wechselte. Mithilfe eines freundlichen Landwirts konnte ich bis auf ca. 20m an den Vogel heranfahren ohne ihn groß zu stören. Ein tolles Erlebnis! Als Beifang gab es Gartenrotschwanz, Ringdrossel und endlich ein Schwarzkehlchen.
Zum Monatswechsel war ich in die Leybucht gefahren, um dort bei der Brandganskartierung zu helfen. Es gab eine Menge spannenden Beifang. Die Daten muss ich allerdings immer noch in ornitho hochladen. Besonders hängengeblieben sind die Beobachtungen von Bartmeisen, Blaukehlchen, dutzenden Regenbrachvögeln, einem für die Gegend seltenen Schwarzmilan, sowie die hier brütenden Wiesenweihen. Die hier brütenden Stelzenläufer konnte ich leider nicht finden. Dann ging es für ein verlängertes Wochenende in die Schweiz, bzw. nach Norditalien. Dort flogen eine Menge Alpensegler und ihre kleineren Verwandten konnte ich sogar bei der eindrucksvollen Paarung im Flug beobachten. Neben wenigen Alpendohlen und einigen Gartenrotschwänzen gab es vor allem viele Sperlinge, allerdings nicht unsere Haus-, sondern die für mich neuen Italiensperlinge.
Anschließend ging es dann Mitte des Monats nach Langeoog, von wo ich ebenfalls noch meine Daten in ornitho eingeben muss. Es war aber eine absolut fantastische Woche mit viel gutem Wetter und wirklich guten Beobachtungen, auch wenn es nicht den einen großen Knaller gab. Eindrucksvoll waren 5 Waldschnepfen fast zeitgleich über dem Wäldchen, Zwergseeschwalben auf kurze Distanz, wieder mal ein Fischadler oder die dutzenden Laubsänger, Rohrsänger und Spötter. Auch wenn die Birkenzeisige fotoscheu blieben hatte ich einige nette Begegnungen mit ihnen, genauso mit den fotogeneren Uferschnepfen und ihren Küken entlang des Weges nach Osten. Eine Schmarotzerraubmöwe dürfte wohl der am wenigsten erwartete Vogel gewesen sein. Eine nächtlich jagende Waldohreule blieb die einzige in diesem Jahr. Zurück bei meinen Eltern und in der Winsener Marsch erfreute ich mich an Beutelmeisen, Neuntötern und einem singenden Drosselrohrsänger.
Im Juni war dann schon nicht mehr so viel los. Erwähnenswert sind hier vor allem die Schwarzhalstaucher, die ich des Öfteren in den Rieselfeldern sah, sowie tolle Beobachtungen von Baumfalken. Gemeinsam mit Raimund suchte ich wieder Mitte des Monats nach den Wiesenweihen der Soester Börde. Neben denen gab es einen Neuntöter, einen Waldwasserläufer und eine nicht ganz zur Jahreszeit passende Blässgans. Aus dem Juli gab es gar noch weniger zu berichten. Bemerkenswert war hier nur eine tolle nächtliche Beobachtung gleich zweier Steinmarder.
Im August gab es dann ein paar mehr Beobachtungen: So sah ich mir den jungen Purpurreiher in den Rieselfeldern Münster an. Der Zug kam mit Sichelstrandläufern, Braunkehlchen, Steinschmätzern und Wespenbussarden wieder in Gang. Gegen Ende des Monats gab es noch erstaunlich viele Mauersegler. Auch unter den Libellen und Schmetterlingen gab es mit Kleinem Eisvogel, Kaisermantel, Pokaljungfer und vielem mehr einige nette und neue Arten für mich. Außerdem tastete ich mich an die Heuschreckenbestimmung heran, auch wenn ich da nur so Anfänger-Arten wie Roesel’s Beißschrecke und Langschwänzige Schwertschrecke bestimmen konnte. Der September war dann von meiner Bachelorarbeit gezeichnet und so gelangen mir erst zum Monatswechsel wieder ein paar erwähnenswerte Beobachtungen. So tauchte auf dem Weg zwischen Mensa und Uni ein Gelbbrauen-Laubsänger auf und riss mich kurzzeitig aus dem Unialltag. Glücklicherweise kamen schnell ein paar interessierte Beobachter vorbei und ließen mich durch ihr Fernglas gucken, denn das hatte ich natürlich nicht mit in die Uni genommen. Am nächsten Tag war er weg…
Im Oktober fuhr ich dann nach Amrum, um noch ein wenig Entspannung zu bekommen, bevor es dann in Oldenburg mit dem Master weitergehen würde. Ich versuchte mich einigen Morgen lang mit Seawatching, aber abgesehen davon, dass die Beobachtungsbedingen nicht toll waren kamen auch nur wenige spannende Vögel vorbei. Dazu zählten Sterntaucher und Wanderfalken, die auf dem Meer gejagt hatten. Immerhin zogen hunderte Wiesenpieper, dazwischen immer mal einzelne Buch- und Bergfinken. Was es allerdings auf Amrum zur Genüge gab waren Gelbbrauen-Laubsänger. Insgesamt dürfte ich davon 7 oder 8 gefunden haben. Weitere spannende Beobachtungen betrafen eine Zwergschnepfe, Kornweihen, ein Raufußbussard, Heidelerchen, sowie ein Zwergschwan. Ein Gerfalke jagte zweimal nur wenige Minuten von mir entfernt, ich erfuhr aber leider beide Male erst zu spät davon.

Dann kam ich in Oldenburg an, wo ich sofort die Bornhorster Hunteniederung unsicher machte. Neben hunderten Bläss- und Weißwangengänsen fanden sich auch eine Menge Tundrasaatgänse, sowie ein Schwanen-x Graugans-Hybride. Es folgten 4 niedrig überfliegende Kurzschnabelgänse am Utkiek und verschiedene Wintergäste auf einem Abstecher in das Gebiet um Wilhelmshaven. Besonders gefreut haben mich dort die 8 Spornammern. Toll waren aber auch die Ohrenlerchen, Berghänflinge und Schneelerchen. Als besonderes Schmankerl und zweite selbst entdeckte Seltenheit des Jahres flog außerdem ein Spornpieper den Deich entlang. Ende des Monats war ich dann wieder bei den Eltern nahe Winsen, wo es endlich den ersten Kolkraben des Jahres, sowie 26 Zwerg- und 2 Singschwäne gab.
Anfang November ging es wieder nach Wilhelmshaven. Es gab einige Überraschungen. Zwar waren die 2 Heringsmöwen schon spät dran, aber die Küstenseeschwalbe noch um einiges mehr. Zwischen Reiherenten schwamm eine Bergente und zwischen einigen Enten und Haubentauchern fand ich einen Schwarzhalstaucher, der hier alles andere als alltäglich ist. Highlight des Tages waren jedoch die 40 Seidenschwänze, die sich toll im Hafenbereich zeigten und später noch von vielen weiteren Beobachtern bestaunt wurden. Am 8.11. beobachtete ich noch 2 Rotmilane über der Uni, Überwinterungen sind bei uns im Norden noch eher selten, bevor ich mich tags drauf wieder an den Jadebusen begab. Und wieder wurde ich mit einer neuen Art für die Jahresliste belohnt. Wieder einmal waren Berghänflinge (~200), Ohrenlerchen und Schneeammern zu finden, aber mit der Samtente hatte ich nicht gerechnet. Zumal dies meine allererste Beobachtung dieser Art beim Schwimmen war (sonst immer nur im Flug während des Seawatchings). Mitte des Monats machte ich dann zum ersten Mal bei einer Beringung mit. Die Ausbeute war eher mager, aber mit Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Singdrossel und Sommergoldhähnchen im Netz gelangen doch einige ziemlich späte Nachweise.
Im Dezember bin ich leider nur noch recht sporadisch rausgekommen und es gab nur wenige spannende Beobachtungen. Zu diesen wenigen zählten einige Beobachtungen von Gebirgsstelzen und Zilpzalpen im Winter. Ganz zum Schluss war ich noch mal Familie in Sachsen besuchen. Neben der erhofften Wasseramsel fand ich hier noch ein Sommergoldhähnchen und einen Trupp von etwa 15 Trompetergimpeln.
Am schmerzlichsten vermisste ich dieses Jahr Schellente, Zwergsäger, Weidenmeise, Trauerseeschwalbe, Pirol, Waldlaubsänger, Fichtenkreuzer und einen Trip nach Helgoland.
Es war ein nettes, wenn auch nicht allzu spektakuläres Vogeljahr für mich. Mal schauen, was 2017 so bringt.